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Über diese Seite (hoffentlich) wissenswerte Infos für Neueinsteiger... |
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In den Comic-Sammlerkreisen führte der o.g. Verlag lange ein Mauerblümchendasein. Das Geschehen konzentrierte sich weitgehend auf Lehning, Ehapa (Micky Maus, Superman) und die "Franko-Belgier" wie Tim & Struppi, Asterix und Lucky Luke. Dies änderte sich vor einigen Jahren, und zwar zu Recht, war der bsv doch über 40 Jahre Bestandteil des deutschsprachigen Comicmarktes. Hiesige Comicfans wurden erstmals (HIT Comics, ab 1966) mit dem "Marvel-Universum" in deutscher Übersetzung vertraut gemacht. Mittlerweile erzielen viele Ausgaben Sammlerpreise im drei- und vierstelligen Bereich. Viele weitere, teils langlebige Serien entstammten diesem Haus (siehe dazu die "Zeittafel" weiter unten). Interessant für den eingefleischten Fan, neben der grossen Produktpalette an Comics und anderen Publikationen wie Kinderbüchern, Romanheften/TBs und Zeitschriften, sicherlich die wechselhafte Geschichte von BSV/Williams, auf die es sich lohnt, ein Auge zu werfen. Wie ich zugeben muss, hat es viele Jahre gedauert, bis sich diese mir halbwegs erschlossen hat. Auch bedingt dadurch, dass zwar von vielen Seiten recherchiert wurde, die Ergebnisse, sofern sie überhaupt veröffentlicht wurden, eher lückenhaft waren. Mehr Licht ins Dunkel brachte erst ein in diesem Jahr (2021) erschienener Wikipedia-Artikel, der dem Folgenden zugrunde liegt: Der Ursprung des bsv liegt bei Gilberton World-Wide Publications, der europäischen Abteilung des US-Verlags Gilberton, dem Herausgeber von Classics Illustrated. In der Zeit von 1956 bis 1957, auf dem Höhepunkt der Popularität von Classics Illustrated , gründete Gilberton eine Reihe nord- und westeuropäischer Zweigunternehmen: in Dänemark (IK [Illustrerede klassikere]), den Niederlanden (Classics), Norwegen (Illustrerte Klassikere), Schweden (Illustrerade Klassiker) und Westdeutschland (Verlag Internationale Klassiker), um Classics Illustrated in die jeweiligen Sprachen zu übersetzen. 1959 erwarb Gilberton den britischen Verlag Thorpe & Porter (T & P), vornehmlich zu demselben Zweck. Im Jahr 1962 verlagerte sich die Produktion neuer Ausgaben der Classics Illustrated von Gilbertons New Yorker Büro zu Thorpe & Porter in London, wobei der Sohn des Gründers/Herausgebers, William E. "Bill" Kanter, ab 1963 die Leitung innehatte. Die erste Verwendung des Namens Williams erfolgte 1965, als Gilbertons schwedische Niederlassung, "Illustrerade Klassiker", in Williams Förlags AB umbenannt wurde (Bill Kanter war, wie gesagt, stark bei Gilberton World-Wide Productions involviert, daher ist eine Theorie, dass der Name Williams Publishing von William Kanter abgeleitet wurde). In Westdeutschland wurde der "Verlag Internationale Klassiker" zum Bildschriftenverlag (BSV). Der BSV wurde 1966 von National Comics Publications, Inc. (d.h. DC Comics ) übernommen. Im selben Jahr wurde Thorpe & Porter nach ihrem Konkurs ebenfalls von National gekauft. Dieser Verkauf umfasste alle europäischen Niederlassungen von Gilberton World-Wide Productions. Im Sommer 1967 erwarb die Kinney National Company National Comics Publications und ihren Schwesterverlag EC Publications (Herausgeber von MAD ). Kinney erwarb "Warner Bros.-Seven Arts" im Frühjahr 1969 und benannte es in Warner Bros. um. 1971 fusionierten Warners internationale Vertriebsaktivitäten mit Columbia Pictures, um Columbia-Warner Distributors zu bilden . Zu diesem Zeitpunkt, im Sommer 1971, wurde Thorpe & Porter nun Teil von Warner; die Marke T & P UK wurde größtenteils durch Williams Publishing and Distributing Co. Ltd. ersetzt. Infolgedessen übernahmen auch die ehemaligen Gilberton-Niederlassungen in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Norwegen den Namen Williams, wobei neue Williams-Niederlassungen in Finnland, Italien und, kurz darauf, in Frankreich gegründet wurden. Die verschiedenen Williams-Niederlassungen brachten sehr wenig eigenproduzierte Comics heraus, sondern vor allem Übersetzungen von Warner / DC Comics wie das MAD Magazin und Superman, Tarzan und Korak, Western- und Kriegs-Comics, sowie Larry Harmon's Laurel & Hardy, einen original britischen Comic. In jedem Land gab es eine gewisse Variation der Titel, je nach Geschmack des jeweiligen Zielpublikums. UK-Eigenkreationen, die vom BSV bzw. Williams Deutschland übernommen wurden, waren auch Monster des Monats und diverse "Herrenmagazine" sowie Cinema X. Die im "europäischen Druckverbund" für alle Niederlassungen (Niederlande, Großbritannien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Frankreich und Italien) in verschiedenen Ländern gemeinsam gedruckten Comics der diversen Serien verfügen übrigens zusätzlich zur eigentlichen Heftnummer noch über eine "europäische Nummerierung" im Impressum, die bei BSV/Williams, bedingt durch produktionsbedingt ausgelassene Ausgaben des BSV, oftmals von der aufgedruckten Nummer abweicht. Als Warner Communications nach bereits relativ kurzer Zeit feststellen mußte, dass die Riege der Williams-Verlage keine Erträge mehr einbrachte, beschloss das Unternehment, das Verlagsgeschäft mit Periodika in Europa nicht weiterzuführen. Im Jahr 1974 begann Warner mit der Schließung respektive dem Verkauf der verschiedenen Filialen und schloss diesen Prozess bis 1979 ab. Während einige der Williams-Abteilungen, so in Frankreich, Italien und Norwegen, aufgelöst wurden, veröffentlichten einige unter neuen Eigentümern weiter. In Westdeutschland wurde die Williams-Niederlassung 1974 von Herausgeber Klaus Recht übernommen, der den Namen Williams, nach zeitweiser Umbenennung in "Klaus Recht GmbH" (Okt. '74 bis Juni '75), in verschiedenen Formen bis 1991 fortführte (der Verlag selbst bestand bis 1995). 1975 wurde die schwedische Filiale vom Konkurrenten Semic Press übernommen. Die dänische Niederlassung wurde im Sommer 1976 von Interpresse erworben. Die niederländische Niederlassung von Williams wurde 1979 an den Verlag Kontekst veräußert, der einige Titel fortsetzte, aber nur bis 1984.
Warum eine Webseite über den Bildschriftenverlag? Als Fan der Williams-Comics seit Anfang der 1980er Jahre habe ich schon vor geraumer Zeit angefangen, ALLE Publikationen von BSV und Williams zu erfassen. Zuerst nur auf Papier (Mitte der 1980er), später in einer Datenbank. Ca. 1999 folgte der Gedanke, eine Webpage zu gestalten, die einen möglichst kompletten Überblick über alle zwischen 1956 und 1995 erschienenen Comic-Publikationen (inkl. Sammelbänden, Fanartikeln, Merchandising und allem was dazugehört), vom 1. Heft der Illustrierten Klassiker bis hin zum "MAD"-Heft Nr. 300 verschafft, und zwar in Bild (Cover) und Text (Inhaltsangaben). Zugegeben, eine Mammutaufgabe, die für eine Einzelperson nicht im "Handumdrehen" umsetzbar ist
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Zeittafel | |
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1956 | Der "Verlag Internationale Klassiker", Verlagssitz Hamburg, startet mit der Herausgabe der Reihe "Illustrierte Klassiker" (="Classics Illustrated", Gilberton). Die IK brachten neben den Übersetzungen der US-Hefte auch neues, in Europa produziertes Material. |
1950er | Die erste Ausgabe der "Bildermärchen" (="Classics Illustrated Junior", Gilberton) erscheint im Jahr 1957. Nebenher werden auch Programmhefte zu aktuellen Kinofilmen herausgebracht ("Souvenir-Bildschrift") |
1960er |
Start weiterer Serien mit US-Lizenzmaterial wie "Unsere Welt Illustrierte (="The World Around US", Gilberton)", "Sheriff Klassiker" (dieses Format vereinte Westerncomics verschiedener Verlage wie Atlas/Marvel, Fawcett, ACG uvm.), "Laurel und Hardy" (Dell), "Magnus, der Roboterkämpfer" (Gold Key)", "Turok, Sohn der Steine" (Gold Key) etc. |
1965 | Mit der Gold Key-Comicadaption von Edgar Rice Burrough´s "Tarzan" startet eine der langlebigsten Reihen. |
1966 | Die in Zahlungsschwierigkeiten geratene britische BSV-Mutter "Thorpe & Porter Ltd." wurde mittlerweile durch DC/National Periodical übernommen. Der BSV legt nun aber kurioserweise die ersten Marvel-Comics in Deutschland auf ("Hit Comics"). Die Rechte an den wohl bekanntesten DC-Charakteren Superman & Batman lagen bereits beim Ehapa-Verlag. |
1969 | Unter dem Haupttitel "Top Comics" werden jetzt auch DC-Superhelden veröffentlicht. Es kommen die Titel "Grüne Laterne" (="Green Lantern"), "Blitzmann" (="Flash"), Schwarzer Falke (="Blackhawk") und Wassermann (="Aquaman") zum Abdruck. |
1972 | Mit "Horror" startet BSV (bzw. Williams) zeitgleich mit weiteren europäischen Ländern ("Shock" in den Niederlanden, "Skrekk" in Norwegen, "Skräck" in Schweden etc.) eine Art Anthologie von Stories aus DC-Reihen wie "Witching Hour", "Ghosts", "Unexpected", "House Of Secrets" und anderen. Den Wirrungen bei der Verlagsübernahme durch Klaus Recht und Umzug der Redaktion nach Hamburg fällt die Nr. 7 zum Opfer (dieses Heft ist mittlerweile als "Fan-Edition" erschienen, die bereits kurz nach Veröffentlichung zu Horror-Preisen gehandelt wurde). |
1973 | Dieses Jahr markiert starke Umbrüche im Verlag wie die Übernahme der Geschäftsführung durch Klaus Recht, Umbenennung in "Williams Verlag", Aufkauf der US-Mutter DC durch Warner Brothers (das Warner-Logo erscheint auf den Covers) und die Vorbereitungen für den Umzug nach Hamburg. Mehrere Hefte laufender Serien werden im Zuge dessen ausgelassen, einige Serien werden auch ganz eingestellt. |
1974 | Mit hohem Werbeaufwand startet das Marvel-Programm mit den Titeln "Die Spinne", "Die Rächer", "Die fantastischen Vier", "Hulk" und "Thor" sowie "Dracula" und "Frankenstein" neu in komplett überarbeiteter Aufmachung. Mit "Shazam" (DC) soll eine weitere Reihe herausgebracht werden, die einzige produzierte Nummer kommt jedoch nicht in den regulären Handel und wird später verramscht. |
1975 | Mit "Der Eiserne", "Planet der Affen", "Kung Fu", "Grüne Laterne" und "Dr. Strange" starten, ebenfalls durch Aushangplakate stark beworben, weitere Reihen aus den Häusern Marvel und DC, denen jedoch kein allzu langes Leben beschieden sein wird. |
1979 | Wegen rückläufiger Verkaufszahlen Einstellung des letzten verbliebenen Marvel-Titels "Die Spinne". Die übrigen Titel verschwanden bereits in den Jahren zuvor nach und nach aus den Regalen der Zeitschriftenhändler... |
1984 | Auch die letzte Reihe mit dem traditionsreichen roten Logo, "Horror", wird nach 148 Heften aufgegeben. |
1995 | Das 1967 gestartete Satiremagazin "MAD" muss schliesslich dem veränderten Freizeitverhalten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen und schrumpfendem Zeitschriftenmarkt Tribut zollen und wird nach 28 Jahren eingestellt. Damit ist nun nach 41 Jahren und insgesamt ca. 200 erschienenen Titeln mit ca. 4.000 Einzelheften, die eine Gesamtauflage von vielen Millionen erreichten, die Ära "Bildschriften/Williams/Recht" beendet. |
Mitarbeiter bei BSV/Williams (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) |
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Geschäftsführer: Erwin Heimberger (bsv, 1964-1973), Bo All (Williams), Klaus Recht (Williams/Recht, ab 1973), Heidi Recht |
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Redakteure |
Letterer | Übersetzer | (Cover-)Zeichner |
Jörgh Akmann Lutz Reinecke Reinhard Taubert Kirsten Isele Hartmut Huff (†) Heidi Recht/Nelson Sybille van Geem Kurt Rebischke Reinhard Mordek Herbert Feuerstein (†) Wolfgang M. Biehler Gitta Moldehn Hilde Schild Rolf W. Liersch Horst Kallmeyer |
Clemens Raschke
Frobenius (=Hartmut Huff?) Ursula Kedrom (=Mordek) Christa Manner Marlies Gerson Lars Harmens Dieter Scheel |
Jani Büsing
Arend Buck Rainer Mittwoch Boris Vladoff Christiane Metzin Walter Bassing (=W.J.Fuchs) Wolfgang J. Fuchs (†) Behrend de Cuvry Astrid Christiansen Elisabeth Montfort Dirk Hess Karen Kramer Erika Bargmann Maria Schott Peter Paulson |
Andy Cathomas (Art Director) (†) Almut Wessolowski Rolf Trautmann H.-J. Lührs Marlies Gerson |
Funktion unbekannt | |||
Dieter Rex |
Verlagssitze (Bilder zum Vergrössern anklicken) |
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Hamburg, Neumann-Reichardt-Str. 30-32 (Vlg. Internationale Klassiker) | Es liegen keine Bilder vor! |
Hamburg, Hammer Str. 4 (Bildschriftenverlag) | Es liegen keine Bilder vor! |
Hamburg, Margaretenstr. 56 (Bildschriftenverlag) | |
Hamburg, Langelohstr. 134 (Bildschriftenverlag) |
Verlagsanschrift der Bildschriftenverlag GmbH aus dem "Adressverzeichnis deutsche Verlage" von 1962 (Danke an Marc Gottlieb) |
Aachen, Brabantstr. 8 (Bildschriftenverlag) |
Die Gebäude Brabantstr. 8 und Augustastr. 54 liegen "um die Ecke", unweit des Aachener HBFs. Auf der Brabantstr. befinden sich heute Wohnungen bzw. im Erdgeschoss Leerstand. |
Aachen, Augustastr. 54 (Williams Verlag GmbH) |
Auch auf der Augustastr. befinden sich heute im 1. OG Wohnungen, das Erdgeschoss wird geschäftlich genutzt. Auf dem 1. Bild ist das Eckgebäude Augusta-/Brabantstr. sowie hinten das Haus Augustastr. 54 zu sehen. |
Alsdorf, Max-Planck-Str. 1-9 (Ecke Jülicher Str.) (BSV/Williams) |
Der Alsdorfer Verlagssitz befand sich auf dem Warner Brothers-Gelände, auf dem u.a. auch die Schallplattenabteilung beheimatet war. Später wurden dort CD´s hergestellt. |
Hamburg, Elbchaussee 124a (Williams/Recht) | Es liegen keine Bilder vor! |
Hamburg, Alter Steinweg 66 (Williams/Recht) | An der Stelle des ehemaligen Verlagssitzes befinden sich heute Neubauten. Auch die Hausnr. "66" existiert auf dieser Straße im Stadtteil Neustadt (Bezirk Hamburg-Mitte) nicht mehr. |
Hamburg, Schwanenwik 29 (Williams/Recht) |
In dem reprästentativen Gebäude befinden sich heute ein Hotel und Rechtsanwaltskanzleien. |
Hamburg, Armgartstr. 8 (Nelson) | Es liegen keine Bilder vor! |
Berlin, Kurfürstendamm 92 (Williams Verlag GmbH) | Es liegen keine Bilder vor! |
Bad Schwalbach, Breslauer Str. 17 (Delta Verlag) | Es liegen keine Bilder vor! |
Hinweis: Einige Informationen auf dieser Webseite aus den Bereichen Comics (ohne Sammelbände) sowie Romane (Heftserien) wurden den Standardwerken "Deutsche Comic Bibliographie", Autor: Peter Skodzik, Ullstein Verlag 1985 sowie "Allgemeiner Deutscher Roman-Preiskatalog", Herausgeber: Matthias Schalow/Norbert Hethke, Hethke Verlag 1998, entnommen. Diese Publikationen wurden von mir rechtmäßig erworben und ich gehe deshalb davon aus, dass Daten daraus auf einer nicht-kommerziellen Fanseite verwendet werden dürfen. Sollten trotzdem Bedenken bestehen, bitte ich um Nachricht. Die entsprechenden Informationen werden dann gelöscht. |
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